Dienstag, 20. Januar 2009

Nachricht aus Waco

Hallo Deutschland,

heute ist Dienstag, der 20. Januar 2009. Ein grosser Tag!
  • Auf den Tag genau bin ich zwei Wochen in Waco und habe mich mittlerweile eingelebt.
  • Auch Euch wird wahrscheinlich nicht entgangen sein, dass heute Inauguration Day ist; Obama wird offiziell ins Amt eingefuehrt. Die Euphorie ist, wie Ihr Euch bestimmt vorstellen koennt, nicht nur in Washington, sondern im ganzen Land zu spueren (ich behaupte das einfach mal; immerhin ist die Welle der Begeisterung bis nach Waco geschwappt: tiefstes Texas --> aus Prinzip schon Republikaner- und, da 15 Meilen von Crawford entfernt, besonders Bush-Land). Aber genug, ich denke good ol' Germany wurde schon genug mit Berichterstattungen hierzu ueberflutet.
  • Nicht zuletzt hatte ich heute zum ersten Mal ansatzweise das Gefuehl "Investment Analysis" zu verstehen - ein grossartiger Moment, der mich in etwa nachvollziehen laesst wie sich Kolumbus gefuehlt hat, als er Indien entdeckte. Ja, die Anspielung mit Indien war gewollt. So richtig weiss ich naemlich noch nicht, was ich da mache. Mut macht mir hingegen, dass auch der Eierdoetscher sein Leben lang mit seinem Halbwissen durchgekommen ist.
Soviel zum heutigen Tag. Was liegt sonst noch an? Die Uni laeuft jetzt in der zweiten Woche und ich kann guten Gewissens behaupten nicht unterfordert zu sein. Bis auf besagte "Investment Analysis" ist der Schwierigkeitsgrad zwar im Rahmen aber der Workload faellt entsprechend hoeher aus. Ich Trottel wunderte mich schon, warum der Durchschnitt bei vier belegten Kursen pro Semester liegt, was einer woechentlichem Praesenz im Vorlesungssaal von 12 Stunden entspricht. Von wegen. Die Quittung fuer meinen Leichtsinn sieht entsprechend aus, so dass ein Trainee bei McKinsey den Zeit- und Arbeitsaufwand bei meinen sechs Kursen ausserhalb der Vorlesungen als Herausforderung bezeichnen wuerde. Doch ich will mich nicht beklagen, hier ist es super! Der Campus an sich (Parks, Freizeitmoeglichkeiten, Studiensituation, Gebaeude, Studenten und Professoren) als auch Texas mit all seinen im letzten Beitrag beschriebenen Eigenheiten.
Das Basketball-Team der Baylor University, die Baylor Bears, hat am Samstag in einem spannenden Spiel die Oklahoma State University abgezogen - klasse! Wo wir gerade beim Samstag sind, muss ich auf das Wochenende rueckblickend feststellen, dass ich mich schon ziemlich gut angepasst, um nicht zu sagen integriert, habe. Als Deutscher bin ich darauf natuerlich besonders stolz, angesichts der Integrationsdebatten, die unser Land kontinuierlich bewegen. Und hey, ich kann Euch verraten, dass es mir gar nicht schwergefallen ist mich voll und ganz auf das Leben hier einzulassen, inklusive den typisch amerikanischen Gewohnheiten wie taeglich die komplette Bandbreite der Fast-Food-Welt zu erkunden (Ihr macht Euch ja gar keine Vorstellung davon, was es alles gibt...), wieder Dosenbier zu trinken oder auch mal 1 1/2 Stunden Autofahrt auf sich zu nehmen, um in Dallas Party zu machen. Achja das Autofahren. Ich sollte eine Fotoserie zu Automarotten der Amerikaner machen. Hier gibt es wirklich fuer alles ein Drive-In oder Drive-Through von den zig Fast-Food-Restaurants mal abgesehen (hab ich erzaehlt, dass es hier ein ganzes Viertel nur mit derartigen Etablissements gibt?), wie z.B. Apotheken oder Banken. Vor ein paar Tagen wurde sogar von einer Drive-In-Kirche fuer mehrere tausend Besucher berichtet (kein Witz!).

Ihr seht, es ist spannend in Texas. Auch wenn, oder vielleicht gerade weil, sich viele meiner Vorurteile bisher bestaetigt haben, fuehle ich mich hier sauwohl und kann jedem nur empfehlen sich mal vor Ort intensiv mit diesem Staat auseinanderzusetzen. Vieles mag einem Mitteleuropaer hier seltsam vorkommen, eine Reise ist Central Texas definitiv wert!

Bleibt nur noch das Video zu erwaehnen. Der aufmerksame Leser wird nun sagen, dass TexMax fuer so etwas gar keine Zeit hat. Das stimmt zwar (da ich neben besagtem Hochschulengagement auch eine aeusserst aktive Freizeit geniesse) trotzdem wird da definitiv was kommen. Material sammel ich jedenfalls schon fleissig.

Besten Gruss,
TexMax

Sonntag, 11. Januar 2009

Wochenrueckblick

Guten Morgen liebe Leserschaft, besser gesagt: in Deutschland ist es 17:08 Uhr.

In Waco ist es 10:08 Uhr, ich bin grad aufgestanden und schreibe parallel mit Rumsas. Nach knapp einer Woche Texas konnte ich schon umfassende Eindruecke gewinnen, von denen ich Euch hier erzaehlen moechte.

Beginnen wir am Anfang. Meinem letzten Video konntet Ihr ja schon die Hinfahrt entnehmen. Alles weitere hat dann reibungslos geklappt. Ich bin gut in Waco angekommen, habe mein Zimmer bezogen, etc. Die restliche Woche war dann von allen moeglichen administrativen Verpflichtungen gezeichnet. Ausserdem hatte ich die Gelegenheit die anderen internationalen und viele amerikanische Studenten, sowie die ein oder andere amerikanische bzw. texanische Eigenart kennenzulernen.

Everything is bigger in Texas! Dieses Sprichwort existiert wirklich und der Texaner schmueckt sich damit nicht ohne Stolz. Tatsaechlich trifft es auf nahezu alle Lebensbereiche dieses Bundesstaates zu:
* natuerlich der Bundesstaat an sich (Alaska mal ausgenommen),
* die Autos (wirklich JEDER faehrt hier einen Truck bei dem deutsche Umweltschuetzer auf die Barrikaden gehen wuerden),
* die Mahlzeiten (Texmax bezeichnet uebrigens die Kombination aus texanischer und mexikanischer Kueche, eine fatale Mischung angesichts der offerierten Mengen)
* wodurch auch der letzte Punkt geklaert waere: die Menschen. Gefuehlte 70% sind hier nicht uebergewichtig sondern einfach nur fett. Das krasse Gegenteil bilden die anderen 30%. Die sind so durchtrainiert, wie in Europa allenfalls Spitzensportler (der Gerechtigkeit halber muss ich sagen, dass mir von einem Australier zugesichert wurde, dass seine Landsleute prozentual gesehen deutlich fettleibiger als die Amerikaner an sich und sogar als die Texaner sind...)

Ich fuer meinen Teil habe beschlossen mich lieber der sporttreibenden Minderheit anzuschliessen. Wobei das auch falsch ist: Sport treibt hier eigentlich jeder nur gibt es einige, die dies extrem tun und andere, bei denen der woechentliche Termin im Gym die doch etwas unvorteilhafte Nahrungsaufnahme einfach nicht kompensiert. Ein weiteres Problem ist das Autofahrverhalten der Amerikaner. Waehrend sich der Durchschnittseuropaer allein im taeglichen Leben genug bewegt faehrt man hier wirklich ueberall mit dem Auto hin. Ein amerikanischer Professor erklaerte mir diese Marotte vor einigen Tagen so: der Amerikaner nimmt lieber das Auto und sucht 15 Minuten nach einem Parkplatz als einfach 5 Minuten zu laufen. Das mag sich ueberspitzt anhoeren, beschreibt das Phaenomen aber durchaus treffend.

Autofahren ist hier nicht einfach nur Mittel zum Zweck. Autofahren beschreibt den amerikanischen Lebensstil und die amerikanische Vorstellung von Freiheit zutiefst. Dies, und der ausgepraegte Drang besonders grosse Autos zu fahren, hat mich in der Annahme bestaetigt, dass die USA alles tun werden, um ihren Erdoelhunger zu befriedigen.
Dementsprechend duerfen wir uns auf ein turbulentes Jahrhundert einstellen!


Nach gut einer Woche kann ich alles in allem sagen, dass ich in keinster Weise enttaeuscht worden bin. Natuerlich haben sich einige Vorurteile bestaetigt und es ist fuer einen Mitteleuropaer durchaus befremdlich, wie dieses Land, mit einer kleinen Elite, einer ebenfalls kleinen Mittelschicht und einer grossen Masse an Benachteiligten so gut funktioniert.
Gestern war ich auf einem einem Spiel der Basketballmannschaft der Baylor Bears gegen die Texas Tech University. Selten habe ich ein so grosses Gemeinschaftsgefuehl erlebt, bei dem jeder irgendwie dazugehoerte und irgendeine Aufgabe hatte. In diesem Moment hatte ich das Gefuehl, dass wir zwar ein soziales Netz haben, das uns finanziell absichert und uns eine medizinische Versorgung gewaehrleistet (gerade letzteres ist fuer Millionen Amerikaner schlicht nicht vorhanden) wir aber nicht dieses Gemeinschaftsgefuehl leben, wir nicht von der Gesellschaft unterstuetzt werden, unsere Rolle in unserem System zu finden. Das mag sich verwirrend anhoeren, beschreibt aber ziemlich genau den Eindruck, den ich bei besagtem Spiel hatte.

Ein weiterer Punkt, mit dem ich mich diese Woche intensiv auseinandergesetzt habe, ist die Universitaet. Bei allem Hick Hack in Deutschland um den Bachelor (von wegen: Amerika als Vorbild) wird gerne vergessen wie das System hier funktioniert. Der Bachelor dauert in Amerika in der Regel vier Jahre (zum Teil auch gerne laenger). Dabei ist die erste Zeit als Studium Generale anzusehen, in der man sowohl geisteswissenschaftliche, naturwissenschaftliche als auch Sport- und Gemeinschaftsfaecher waehlt. Von einem verschulten System kann absolut nicht die Rede sein. Besonders beeindruckt bin ich von dem Dienstleistungsdenken, das sich durch alle Bereiche des Lebens zieht (sei es das Fast Food-Lokal oder eben die Universitaet). Hier hat man wirklich fuer alles Ansprechpartner. Bei jeder Frage und bei jedem Problem dass ich hatte, wurde mir in kuerzester Zeit von verantwortlicher Seite geholfen. Und wenn ich z.B. nicht wusste wen ich ansprechen muss oder zu einem etwas weiter entfernten Gebaeude musste, war es fuer jeden (auch Studenten), den ich um Rat fragte selbstverstaendlich sich fuer mich durchzufragen oder mich zu der betreffenden Stelle hinzufahren. Klasse!
Natuerlich sind die von den Amerikanern verwendeten Floskeln a la "hey how are you?" zum Teil sehr oberflaechlich. Dennoch muss ich sagen, dass mir selten so viele hilfsbereite und nette, zum grossen Teil auch ernsthaft an meiner Person interessierte Menschen, begegnet sind.

Ihr merkt, ich bin durchaus angetan. Come on, ich bin begeistert! Bei allen Eigentuemlichkeiten, bei allen Kritikpunkten (Todesstrafe, Krankenversicherung, etc.) hat Texas sehr viel zu bieten. Als ich noch in Deutschland war, hat mir meine Tutorin geschrieben: "You will be amazed by Texan hospitality!" Wie recht sie hat.

Freitag, 9. Januar 2009

Donnerstag, 8. Januar 2009

Die Hinreise

Montag, 5. Januar 2009
Es ist 4:30 Uhr und mein Wecker klingelt. Trotz der unmenschlichen Zeit bin ich den Umstaenden entsprechend aufgeregt und lasse mir ausnahmsweise den Genuss nehmen, die Snooze-Taste an meinem Wecker zu druecken. Schliesslich gilt es einen Flug zu bekommen - von wegen! Doch dazu spaeter mehr.
Auf geht es nach Duesseldorf. Die Eltern, augenscheinlich noch aufgeregter als der Sohnemann, werden ein letztes mal gedrueckt.
6:45 Uhr: ich sitze in einem Airbus von British Airways auf dem Weg nach London, Terminal 5 (beruechtigt: hier empfehle ich die Nachrichtenmeldungen zur Eroeffnung des besagten Umschlagplatzes. Alternativ koennen auch die Begriffe GAU, totales Chaos oder Gepaeckverlust gegoogelt werden). Wo wir schon beim Thema sind: GAU.
Ich schlafe ein. Das ist nicht weiter schlimm. Viel gravierender ist die Situation als ich um 09:30 Uhr aufwache (kleine Bemerkung am Rande: der Flieger sollte um 07:50 Uhr in London landen...). Problem: wir stehen immer noch in Duesseldorf.
Das ist mal wieder typisch! Seit Jahren hat der Niederrhein keinen ordentlichen Schnee mehr gesehen (ich weiss, vielleicht eine etwas zu selektive Wahrnehmung...) und kaum muss ich das erste Mal in meinem Leben einen Anschlussflieger bekommen wird der Flughafen Aufgrund eines Schneesturms fuer vier Stunden geschlossen.
Prost Mahlzeit!

Als ich endlich in London ankomme ist der Anschlussflug nach Houston natuerlich schon weg. Und da ich an diesem Tag besonders viel Glueck habe, sind auch die restlichen Maschinen dorthin an diesem Tag schon ausgebucht. Eine kleine Bemerkung: ich muss am naechsten Tag gegen Mittag in Waco sein (ca. drei Autostunden von Houston entfernt). Zum Glueck erwische ich eine aeusserst hilfsbereite Mitarbeiterin der British Airways, die mich kurzerhand fuer einen Flug nach Chicago umbucht. Von da aus kann ich dann bequem die 20:30 Uhr Maschine nehmen, so dass ich gegen Mitternacht in Houston bin. Perfekt!

Leider hat besagtes Terminal 5 in London Heathrow einen Ruf zu verteidigen, sprich: die Maschine wird kurzerhand zweimal gewechselt. Dass es hierdurch zu Verspaetungen kommt versteht sich von selbst und, da ich wie erwaehnt meinen Glueckstag habe, verpasse ich in Chicago meinen Anschlussflug nach Houston. British Airways bucht mich automatisch auf einen Flug um, der am naechsten Tag um 12:25 Uhr in Houston ankommen soll. Nach kurzen Verhandlungen schaffe ich es, einen Flug nach Dallas (ca. zwei Autostunden von Waco entfernt), so dass am Ende doch noch alles gut ausgeht.

Ueberhaupt muss ich fairerweise sagen, dass British Airways nahezu keine Schuld an den fuer mich doch etwas unbequemen Umstaenden hat, sich aber dennoch vorzueglich um mein Wohlbefinden gesorgt hat. So wurden mir in dieser Zeit Essensgutscheine im Wert von 10 Pfund und 50 Dollar zugesprochen. Desweiteren bekam ich ein super Hotelzimmer und auch die Mitarbeiter waren immer sehr hilfsbereit. Muss ja mal gesagt werden, von wegen Firmen in Blogs runtermachen und so...

Weitere audiovisuelle Impressionen koennt ihr, geneigte Leser, dem bald in diesem Blog veroeffentlichtem Video entnehmen. Ansonsten hoffe ich, dass Euch TexMax gefaellt und kommentiert und verlinkt fleissig!!!

Besten Gruss,
TexMax

Logbuch die 1.

Hallo liebe nach meinem Privatleben lechzende Online-Community oder auch: herzlich willkommen zu TexMax.
Dieser Blog wird gnadenlos recherchieren, was das Leben in Texas fuer Eigenarten zu bieten hat.

Im Zentrum stehen hier insbesondere die folgenden Fragen:
1.) Ist Texas wirklich so (also SO!!!) wie wir Deutschen es uns vorstellen (der geneigten Leserschaft wird hier jedwede Interpretation selbst ueberlassen)?
2.) Hat man als Deutscher beim Rodeo eine realistische Chance sich laenger als 8 Sekunden auf dem Stier zu halten?
und 3.) Wie lange dauert es sich den texanischen Akzent anzueignen?

Aber beginnen wir ganz am Anfang: